Eichstätter Kurier am 5.4.01

Landtags-Petition und über 6500 Unterschriften gegen Mobilfunkanlage
Eichstätt (je) Über 6500 Bürger unterschrieben binnen kürzester Frist die Protestlisten gegen die geplante Mobilfunkanlage in der Webergasse. Mitglieder des Elternbeirats der Schule Sankt Walburg und des Kindergartens sowie Schülerinnen und Schüler, die am Dienstag eigens hausaufgabenfrei erhalten hatten, brachten die Unterschriften zusammen. Sie wurden an den Vorstandsvorsitzenden von Telekom, Ron Sommer (Bonn), Bernhard Betz von DeTeImmobil (Würzburg) und an die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation in Augsburg gesandt, ferner an Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer und Landrat Dr. Xaver Bittl übergeben.
Die Elternbeiräte der Schule und des Kindergartens schickten außerdem eine Petition an den Bayerischen Landtag mit der Bitte, die Sendeanlage zu verhindern, da im Abstrahlungsbereich zwei Schulen, ein Schülerheim und der Kindergarten lägen. Gerade Kinder und ältere Menschen aber seien durch die Mobilfunkanlagen gefährdet. In dem Brief wird als alternativer Standort auf die Henkerskapelle auf der Berghöhe über Eichstätt, weitab von der Wohnbebauung, verwiesen. Rektorin Schwester Maria Fides stellte heraus, dass die Schulleitung und die Abtei Sankt Walburg "voll hinter der Petition stehen".

Gestern hat sich auch Bundestagsabgeordneter Albert Schmidt (Grüne) mit einem Brief an Landrat Xaver Bittl zur Sache geäußert. Er bezeichnet den Standort als "unnötiges Risiko" und vertritt die Auffassung, die Anlage sei nicht nur anzeige- sondern genehmigungspflichtig. Zum Hin-tergrund der Vorgangs: In Eichstätt gibt es beim Telefonieren mit Handys Versorgungslücken. Diese Auskunft erhielt Hauptamtsleiter Hans Bittl von den Technikern der Telekom. Deshalb plant der Konzern auf seinem "Betonklotz" die Mobilfunkanlage. Über den weiteren Fortgang teilte Hans Bittl mit, dass die Telekom angekündigt habe, eine Überprüfung nach dem Denkmalschutzgesetz zu beantragen. Der Telekom-Bau steht nämlich unmittelbar an der historischen Stadtmauer. Der Antrag werde voraussichtlich noch vor Ostern in der Stadtverwaltung eingehen. Wegen der Bedeutung des Vorhabens werde sich der Stadtrat damit befassen. "Definitiv steht fest", so Bittl, "dass vor der Entscheidung in Sachen Denkmalschutz nichts passiert."

Nach Aussage von Umweltingenieur Michael Schmelz vom Landratsamt sind sich die Experten über die Gefährdung durch Strahlen aus den Mobilfunkanlagen nicht einig. "Wer auf Nummer sicher gehen will, muss auf Computer, Handy, Mobiltelefone und ähnliches verzichten", bemerkte er.

Auf einem anderen Blatt stehen die für den Handy-Betrieb notwendigen öffentlichen Funkanlagen. Die Liste mit Stand 8. Februar 2001 des Kreises Eichstätt enthält 104 Hochfrequenz- oder Niedrigfrequenzanlagen. Massiert stehen sie entlang der Autobahn, in Gaimersheim, auf dem Jura und in Eichstätt. Über weitere Planungen zum Sendemastenbau hofft Umweltingenieur Schmelz Ende April Auskunft geben zu können: Dank des Umweltpakts der bayerischen Regierung mit den Mobilfunk-Betreibern werden jetzt die regionalen Planungsverbände darüber informiert.

Gestern Abend teilte ÖDP-Orts-vorsitzender Willi Reinbold mit, er habe erfahren, dass noch diese Woche in Schernfeld ein Sendemast aufgestellt werden solle. Standort sei die neue Siedlung.


DONAUKURIER, JE 05.04.2001

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