Eichstätt

Telekom besteht auf einem Standort im Stadtgebiet
Informationsveranstaltung zur geplanten Mobilfunkbasisstation in der Webergasse mit 60 Teilnehmern
Eichstätt (aur) Riesengroß war die Empörung, als am 3. April bekannt wurde, dass die Telekom auf ihrem Gebäude in der Eichstätter Webergasse eine Mobilfunkantenne plant, in direkter Nachbarschaft zu Kindergarten und Volksschule St. Walburg. Binnen 24 Stunden kamen 6000 Unterschriften gegen das Projekt zusammen. Einen Monat später fand jetzt eine Informationsveranstaltung der Stadt zu diesem Thema statt, und das Interesse war erstaunlich gering: Auf Einladung von Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer kamen allenfalls 60 Bürgerinnen und Bürger, darunter eine Reihe von Stadträten und die Elternbeiratsvorsitzenden von Kindergarten und Volksschule, aber fast keine Eltern oder Pädagogen von betroffenen Kindergartenkindern oder Schülern.
Im Vorfeld hatte es Unmut über die Zusammensetzung des Podiums gegeben, weil kein erklärter Mobilfunkgegner, etwa vom Verein "Bürgerwelle", eingeladen worden war; auch in der Diskussion wurde dies mehrfach als Manko kritisiert, zumal auch im Publikum niemand sich als "Experte" ausweisen konnte. Der Eichstätter Mediziner Dr. Martin Gailhofer zum Beispiel, der sich in der Vergangenheit als scharfer und gut informierter Mobilfunkgegner profiliert hatte und beispielsweise bei einer Diskussion in Schernfeld aufgetreten war, fehlte diesmal. Insbesondere Raphael Graf und Willi Reinbold von der ÖDP versuchten engagiert, mit dem Informationsmaterial der Bürgerwelle diese Lücke zu schließen.

Auf dem Podium diskutierten Michael Keller von T-Mobil, der in der Niederlassung Nürnberg der Leiter des Bereichs Technik ist, als weiterer Telekom-Vertreter Bernhard Betz von DeTe-Immobilien in Nürnberg, außerdem der Umweltingenieur des Landratsamts, Michael Schmelz, und der Leiter der Landkreis-Gesundheitsabteilung, Dr. Hans-Peter Kubin.

In der Diskussion ging es überraschend wenig um den Standort Telekom-Gebäude selbst, sondern im Wesentlichen um Gefahren von Mobilfunk im Allgemeinen, um Sinn und Unsinn von Grenzwerten und um die Frage, welche wissenschaftliche Studien als seriös gelten können und welche nicht. Keller unterstellte der "Bürgerwelle", sie sei in letzter Konsequenz gegen jegliche Handy-Nutzung. Nachdem der Telekom-Vertreter immer wieder betont hatte, das Handy-Gerät selbst sei · wenn überhaupt · strahlentechnisch problematischer als die Antennen, ging es letztlich eher um die Frage, ob die vor allem bei der Jugend so populäre Handy-Nutzung nicht generell zurückgefahren werden müsste, ob nicht die Eltern hier stärker einwirken sollten. Dr. Kubin mahnte: "Man sollte sich überlegen · und wenn's noch so billig wird · ob es notwendig ist, mit dem Handy zu telefonieren."

Keller führte aus, dass die zusätzliche Antennenstation in Eichstätt unerlässlich sei, weil mittlerweile die Kapazitäten der beiden bestehenden Antennen bei Wintershof und Pietenfeld an ihre Grenzen stießen: In Kürze würden sie nicht mehr ausreichen, um alle Handy-Telefonate für die Stadt Eichstätt abwickeln zu können. Es gehe, so Keller, nicht um eine bessere Empfangsqualität in der Stadt, sondern ausschließlich um die Zahl der Handy-Telefonate. Eichstätt liege hier im Übrigen deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Daraus folgerte Peter Gottstein: "An uns liegt es, ob hier noch eine weitere Antenne gebaut werden muss oder nicht."

Telekom-Mann Keller erklärte: "Ich bin offen für eine Diskussion über Alternativen zu dem Telekom-Gebäude". Kirchtürme wären zum Beispiel denkbar, nicht aber ein Standort "drei Kilometer von Eichstätt weg". Die von der Stadt vorgeschlagene Henkerskapelle sei "nicht geeignet, wir brauchen von der Antenne aus fast eine Sichtverbindung zu den Handys". Außerdem erläuterte er, die Strahlung sei wesentlich geringer, wenn eine Antenne mitten im Ort stehe als weit außerhalb, wo mehr Energie nötig sei, um die Handys zu erreichen.

Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer kündigte abschließend an, dass er am 28. Mai ein Gespräch mit DeTe-Immobilien über alternative Standorte zum Telekom-Gebäude führen werde. "Ich glaube, mit einem Gespräch kommt man da sicher weiter." Und Dr. Kubin pflichtete bei: "Es macht Sinn, einvernehmlich einen anderen Standort anzustreben. Das ist der richtige Ansatz."


DONAUKURIER, BIB 04.05.2001

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